Patellaluxation

Diesen Monat steht die Patellaluxation im Vordergrund, da ich sie häufig bei Pferden in der Behandlung diagnostiziere und man sie gut behandeln kann.

Der Begriff Patellaluxation setzt sich zusammen aus den lateinischen Worten Patella = Kniescheibe und luxare = Verrenkung. Pferde, die an der Patellaluxation leiden, zeigen häufig Symptome wie ein kurzes Einknicken in der Hinterhand beim Laufen oder das Vermeiden von engen Wendungen.

Um das Problem bei der Patellaluxation zu verstehen, müssen wir uns zuerst mit der Spannsägenkonstruktion beschäftigen. Um es nicht allzu kompliziert zu machen hier es einmal grob in einem Satz:

Die Spannsägenkonstruktion besagt, dass das Sprunggelenk mit dem Kniegelenk immer gleichzeitig und im selben Ausmaß bewegt wird.

Was uns aber bei der Patellaluxation interessiert, ist die Tatsache, dass genau diese Konstruktion es dem Pferd erlaubt, eine Hintergliedmaße ohne Kraft zu entlasten während es die andere belastet ( Dies zeigt sich wenn die Pferde im Stand schlafen oder dösen).

Die Patella (Kniescheibe) kann sich feststellen. Dies führt dazu, dass auch das Sprunggelenk festgestellt ist und verhindert damit, dass das Gelenk beim Belasten zusammenklappt. Bei diesem Vorgang sind mehrere Muskeln und Bänder beteiligt:

  • Kniescheibenband ( mediale und mittlere gerade)

  • Musculus quadrizeps femoris ( Vierköpfiger Oberschenkelmuskel)

  • Musculus semimembranosus (halbmembranöser Muskel)

  • Musculus biceps femoris (Zweiköpfiger Oberschenkelmuskel)

Das Kniescheibenband hat die Aufgabe, mit seiner Schlaufenform die Patella zu fixieren. Der Vierköpfige Oberschenkelmuskel und der halbmembranöse Muskel bringen die Patella in die Position zum Fixieren.

Am Schluss muss das Hinterbein etwas entlastet werden, damit das Kniegelenk sich strecken kann und der Zweiköpfige Oberschenkelmuskel die Patella in ihre alte Position zurückbringen kann.

Pferde mit Patellaluxation, haben das Problem, dass die Bänder und Muskeln zu schlaff sind und dadurch beim Laufen die Patella nicht wie normal sich nach innen bewegt, sondern kurz entgleitet (dadurch entsteht der Effekt des Einknickens) und danach wieder in ihre normale Stellung zurück gleitet.

Behandlung:

Die Patellaluxation wird behandelt, indem man das Pferd anregt, seine Hinterhand aktiv zu nutzen um die Muskulatur der Hinterhand aufzubauen.

Man trainiert die Muskulatur, da sie mit den Bändern verbunden ist. Ein strafferer Muskel hat straffere Bänder zur Folge.

Die Behandlungsdauer liegt bei ca. 6 Wochen.

Um das Pferd effektiv zu trainieren, bietet es sich an, es ausgebunden zu longieren.

Es können Stangenreihen genutzt werden, um das Pferd zu animieren, seine Hinterbeine möglichst hoch zu nehmen.

Cavalettstangen2

Hierfür bieten sich Cavalettiklötze gut an, da man sie auf verschiedene Höhen gut einstellen kann. Es sollten Stangenreihen von 3-4 Stangen in einem Abstand von 1-1,20m sein.

  • In der 1.-3. Woche würde ich mit 3 Stangen, 1m Abstand und niedriger Höhe anfangen.

  • In der 3.-5. Woche sollte man es steigern auf 4 Stangen, 1m Abstand und mittlerer Höhe.

  • In der 5.-6. Woche sollten 4 Stangen in 1,20m Abstand auf der höchsten Höhe stehen.

Natürlich bedeutet es nicht, dass man in der Behandlungszeit ausschließlich longieren darf. Reiten ist selbstverständlich erlaubt. Beim Reiten kann man Trabstangen, Springgymnastikreihen und Cavaletti-Zirkel gut mit in das Wochentraining einbauen.Achtren Sie auf ein ausgewogenes Verhältnis von Reiten und Longieren.

CavalettstangenUm das Pferd nicht zu überfordern, sollte man darauf achten, wie das Pferd auf das Training reagiert. Bei Überforderung lieber es etwas leichter machen und bei Unterforderung die Aufgaben erschweren. Es sollten auch Erholungszeiten in dem Trainingsplan der 6 Wochen eingeplant werden z.B. ein Tag Trainingsfrei in der Woche.